125 Jahre. Vom VfB zum 1. FC Lokomotive Leipzig: Die Geschichte des Ersten Deutschen Meisters

39,90 €, 528 SEITEN, HARDCOVER

Der Ursprung des Ersten Deutschen Fußballmeisters geht auf eine Gruppe Schüler zurück, die auf Initiative des 17-jährigen Johannes Kirmse am 11. November 1893 den Verein Sportbrüder Leipzig gründeten. 125 Jahre später haben die Nachfahren der Gründungsväter so viel Geschichte geschrieben, dass diese Zeitreise auf über 500 Seiten entstanden ist. Sie führt von den Meistertiteln 1903, 1906 und 1913 über das Europacup-Finale 1987 bis in die Bundesliga und auch in die Tiefen der Kreisklasse. Die einzigartige Historie eines einzigartigen Vereins wird ausführlich beleuchtet und auch in Zukunft von jungen Enthusiasten – wie einst Kirmse – fortgeschrieben.

Rezensionen

Deutsche Akademie für Fußballkultur,
23. Juli 2019

Das Fußballbuch des Jahres 2019

Der über 500 Seiten starke Text/Bildband zu 125 Jahren Vereinsgeschichte des ersten Deutschen Meisters ist eine Augenweide. Die außergewöhnlich gelungene Gestaltung beginnt mit dem ersten Handgriff, wer sich das Schwergewicht auf den einen Unterarm legt, kann mit der anderen Hand die Umrisse der vier Spieler ertasten, welche auf dem Titelfoto über den gewonnenen FDGB-Pokal von 1987 jubeln. Im Vor- und Nachsatz sind Dutzende Eintrittskarten zu (vor allem internationalen) Begegnungen des Vereins farbig abgebildet und im gesamten Buch kommt keine Seite ohne Bild aus! Offensichtlich haben der Grafiker und die Autoren hier minutiös geplant und getüftelt – und, passend zur Vereinsgeschichte, die mehrere Namens- und Farbenwechsel hinter sich hat, durch Mehrfarbdruck blaue oder goldfarbene Hintergründe in die schwarz/weiß Fotografien gezaubert, Aufmerksamkeit durch überraschende Collagen erzeugt. Das randlose Einfügen von Zeitungsartikeln und die räumliche Wiedergabe der Pokale neben farbig abgesetzten Texten gestalten die Lektüre kurzweilig wie konsequent. Allein über die tausenden Fotos von Spielern und Spielszenen erschließt sich eine Kontinuität, oder aber beim Betrachten der Souvenirs, Geschenke und gewidmeten Auszeichnungen. Andere mögen eher den Text-Linien folgen, die Zitate enthält (u.a. von Günter Grass) und Geschichten erzählt; von fehlenden Bällen bei Spielbeginn über eine Ruhr-Erkrankung des gesamten Teams bis zur langwierigen Schaffung der Lok-Wandgemälde in der Nähe des Stadions. Den Höhen und Tiefen, der Kriege und Systemwechsel. Kritisches und Unangenehmes wird nicht verschwiegen, Größen des Vereins gewürdigt. Im Sportmuseum haben die Autoren unter anderem zeitgenössische Fußball-Gemälde entdeckt, haben Dauerkarten und Ordner-Binden, Goldnadeln und Silberteller, Trikots und Wimpel zusammengetragen: eine erstaunliche Fülle an Original-Devotionalien aus der reichen Geschichte eines beinahe verschwundenen Fußball-Vereins.

Es bleibt den Leipzigern zu wünschen, dass die aktuell angestrebte Vereinigung des alten VfB mit dem Fan-gegründeten FC Lokomotive gelingt, sowie das ursprüngliche Gründungsdatum (11. November 1893) und alle bisherigen Spielerfolge anerkannt werden, mit dieser Chronik ihres Clubs haben sie definitiv Fußballbuch-Geschichte geschrieben.

Anne Hahn, Jurymitglied Deutsche Akademie für Fußballkultur

OO3A1144

Leipziger Volkszeitung, 
14. Juni 2019

Neuer Blick auf Probstheidaer Fußballgeschichte

Der neu erschienene Band zu 125 Jahre VfB/Lok Leipzig zeigt bislang unveröffentlichte Fotos und neue Dokumente und ist die bisher umfassendste und detaillierteste Darstellung der an Höhepunkten reichen Vereinsgeschichte.

Wenn Fans für ihren Verein auf den Sommerurlaub verzichten, hunderte Stunden für Recherche aufwenden, einen mittleren fünfstelligen Betrag investieren und die eigene Familie zurückstellen, dann muss die Liebe wirklich groß sein. Dies trifft auf Thomas Franke, Marko Hofmann und Matthias Löffler zweifellos zu. Die drei langjährigen Fans von VfB und Lok Leipzig bringen in diesen Tagen nach eineinhalbjähriger Arbeit den Band „125 Jahre. Vom VfB zum 1. FC Lokomotive Leipzig. Die Geschichte des ersten Deutschen Meisters“ heraus.

Auf 528 Seiten haben sie dutzende unveröffentlichte Fotos, Abbildungen historischer Trikots, neue Dokumente und Bewertungen durch Zeitzeugen zusammengetragen. Es ist die bisher umfassendste und detaillierteste Darstellung der Vereinsgeschichte. „Wenn wir es nicht gemacht hätten, wäre es vielleicht nie gemacht worden“, beschreibt Löffler die Motivation des Trios. Dank des Ehrgeizes der Autoren können Fans den berühmtesten Elfmeter der Lok-Geschichte erstmals in Farbe bewundern. Der Siegtreffer von Schlussmann René Müller im Europapokal-Halbfinale gegen Girondins Bordeaux 1987 gehört zu den Perlen des Bandes. Aber auch ein bisher unbekanntes Jubelfoto der 1993er-Bundesligaelf nach dem einzigen Auswärtssieg der Saison bei Borussia Dortmund ist abgebildet. „Das war total geil, das Bild zum ersten Mal zu sehen“, sagt Hofmann, Mitgründer des Fanradios „Lokruf“. Solche Highlights waren während der langwierigen und manchmal kraftraubenden Recherche wichtig.

Zu den Kuriositäten im Buch gehört eine Szene aus der Partie zwischen dem VfB und 1860 München in der Zweitliga-Saison 1991/92. Im ersten Pflichtspiel gegen einen Westverein im gesamtdeutschen Profifußball hatten die Leipziger ihre Leibchen vergessen. Und so mussten die Spieler um Torjäger Bernd Hobsch in den Auswärtstrikots der Münchener auflaufen. Das Herzstück bilden aber die 77 Europacup-Spiele zwischen 1963 (als SC Lok) und 1988. Jede Partie ist mehrfach bebildert und wird durch eine kurze Spielzusammenfassung und Statistik ergänzt. Auch alle national und international errungenen Medaillen zwischen 1945 und 1991 werden gezeigt. Zudem wird erklärt, was es mit den Wandmalereien in der Nähe des Bruno-Plache-Stadions auf sich hat.

Ein weiteres bisher unbekanntes Dokument bringt etwas Licht in die Geschichte des VfB nach dem zweiten Weltkrieg. Präsident Walter Trögel appellierte im September 1945 in einem Schreiben verzweifelt an Bruno Plache, den Direktor des Sportamtes Leipzig, um die von den Sowjets geplante Auflösung der bürgerlichen Sportvereine – und damit auch des VfB – zu verhindern. Ohne Erfolg. Die Autoren sehen trotz solcher Neuentdeckungen nach wie vor einige Wissenslücken, vor allem in der direkten Nachkriegszeit. Auch über die VfB-Jahre zwischen 1933 und 1945 ist bisher verhältnismäßig wenig bekannt. „Wie viele jüdische Sportler gab es beim VfB und wie erging es ihnen im Dritten Reich?“, fragt Hofmann. Er und seine Mitstreiter sind ungeachtet solcher Leerstellen einfach glücklich, ihr Werk nach all der Arbeit endlich in den Händen halten zu können. Aber die Vorfreude auf einen Sommer ohne Recherchen, die ist auch groß.

Thomas Fritz

Neues Deutschland,
22. August 2019

Hüpfende Herzen und Agonie – 125 Jahre Fußballgeschichte

Ein Buch beleuchtet die Vereinshistorie des 1. FC Lok Leipzig. Ein kleines Kunstwerk, das positiv Wahnsinnige zusammengebastelt haben.

Alltag 2019: Der 1. FC Lokomotive Leipzig kickt in der Regionalliga, ab und zu schauen ehemals große DDR-Klubs vorbei und alle Lok-Fans träumen von der glorreichen Vergangenheit, die sie so gern in die Zukunft exportiert würden. Nun gibt es ein Buch, nein, es ist kein Buch, es ist ein Kunstwerk, das die 125 Jahre vom VfB Leipzig zu Lokomotive erzählt. Samt diverser Rück- und Umbenennungen, denn besonders die DDR-Fußballverbandselite zeigte sich sehr offen gegenüber Namensänderungen, ein Graus für alle Traditionalist*innen, diese Spezies ist aber auch eher eine Erfindung der Nachwendejahre.

Die Herausgeber Thomas Franke, Marko Hofmann und Matthias Löffler bewiesen in der Vergangenheit schon bei diversen Lok-Buchprojekten, welch grandiose Trüffelschweingene sie in sich tragen. Kein Dachboden in Leipzig und Umgebung ist vor ihnen sicher, kein zugewachsener Weg zu dornig, keine Ex-Spieler sind zu verloddert, um an Bild- und Textmaterial zu kommen. Insofern setzt der vorliegende Monsterband neue Maßstäbe, ja, er ist eine knorke Augenweide, weil die drei stabilen Herren noch einen vierten Fachmann mit ins Boot geholt haben, der Daniel Janetzky heißt und Kraft seiner überragenden Fähigkeiten als Gestalter aus dem Sammelsurium ein Buchkunstwerk geschaffen hat. Das Herzstück sind die Europapokalbegegnungen, der Traum aller Fußballfreund*innen in nah und fern, wahre Festtage, die im grauen DDR-Alltag die hungrigen Herzen der Leipziger*innen zum Hüpfen brachten. Doch der Europapokaltraum ist für Lok ein längst ausgeträumter, wie gegenwärtig auch für alle anderen Fußballmannschaften mit DDR-Vergangenheit.

Auf handgezählten 528 Seiten zeichnen Hunderte Fotos – wenn der Farbfilm nicht vergessen wurde, auch in Farbe – den Leipziger Fußball nach, kombiniert mit einem nicht überladenen Fließtext, der uns an die Hand nimmt und durch das Kuriositätenkabinett VfB/Lok Leipzig geleitet.

Kein Platz bleibt ungenutzt. Im Vor- und Nachsatz sind diverse Eintrittskarten hauptsächlich zu Begegnungen des Vereins im Europapokal abgebildet, im Inneren des Buches kommt keine Seite ohne mindestens ein Foto aus. Das setzt monatelanges Seiten-Basteln voraus, eine Arbeit, die sich nur positiv Wahnsinnige machen, insofern ist es nicht verwunderlich, dass die drei Herren gleich einen Verlag gründeten – um sich nicht von Betriebsnudeln eines Verlags reinquatschen zu lassen, die nur in Kopeken denken.

Liebe Leser*innen, lasst euch von der Leipziger Loksche mitnehmen auf ein Zeitreise durch 125 Jahre ostdeutsche Fußballgeschichte, die alles an Drama, Trubel und Glückseligkeit beinhaltet, was ein Fußballklub an Irrsinn aufzubringen vermag. Erlebt die Höhen des Europapokalfinales in Athen und den Absturz und den Einfall der Barbar*innen nach der Wende. Genießt feine Sätze, die unter anderem Günter Grass zum von so vielen heiß geliebten Fußballsport verfasst hat. Und besorgt euch eine Seilwinde, mit deren Hilfe ihr das Prachtexemplar von einem Buch in eure Schrankwand expediert.

Frank Willmann

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